Spatenstich zur klimaschonenden Kältezentrale am Europaplatz
Am Freitag, den 10. September 2021, hat der Spatenstich für die klimaschonende Kältezentrale in der Einsteinstraße nahe des Europaplatzes stattgefunden. Zentraler Bestandteil der Anlage sind höchsteffiziente Kältemaschinen und insgesamt fast 500 m3 Kältespeicher. Eine multifunktionale Photovoltaikfassade sorgt dafür, dass ergänzend Strom aus der Sonne gewonnen wird. Die Kältezentrale wird die Gebäude in der näheren Umgebung des Europaplatzes ganzjährig mit Kälte versorgen. Dazu zählen das neue Kongresszentrum, Büros, das neue Hotel am Hauptbahnhof sowie Laborgebäude. Die von den Stadtwerken Heidelberg geplante und errichtete Kältezentrale soll im Frühjahr 2022 in Betrieb gehen.
Viele Laborflächen sowie Räume für IT-Infrastrukturen benötigen ganzjährig mindestens eine Grundlastkühlung, und auch in Büro- und Geschäftsräumen steigt aufgrund zunehmend hoher Temperaturen im Sommer der Kühlungsbedarf. In der Bahnstadt wird eine Kältezentrale die erforderliche Kälte liefern. Die geplante Anlage soll in der Einsteinstraße entstehen. Ihre Leistung beträgt 6 MW im Grundausbau und rund 9 MW im Endausbau. Errichtet wird sie in modularer Containerbauweise, um die Planungs- und Errichtungskosten sowie die Bauzeit zu reduzieren.
Am Freitag, den 10. September wurde nun der erste Spatenstich gesetzt. Mit dabei waren: Michael Teigeler, Geschäftsführer Stadtwerke Heidelberg Energie, Peter Erb, Kaufmännischer Geschäftsführer Stadtwerke Heidelberg Umwelt, Georg Stier, Leiter Kälte- und Wärmelösungen Stadtwerke Heidelberg Energie, Eugen Neifert, Kältelösungen Stadtwerke Heidelberg Energie, Carsten Hindenburg, Hindenburg Consulting und Dirk Weber, Weber Energie Service. Die Erdarbeiten für den Bau der Anlage beginnen Mitte September.
Klimafreundliche Kälte: so funktioniert‘s
In der Kältezentrale werden hocheffiziente, ölfreie Kompressions-kälteanlagen zum Einsatz kommen. Diese zeichnen sich durch eine besonders hohe Effizienz im Teillastverhalten aus. Das Kältemittel hat einen niedrigen GWP-Wert (global warming potential) bei gleichzeitig gutem Verhalten im Brandfall. Da auch ölfreie Trafos eingesetzt werden, ist die Kältezentrale auch hinsichtlich des Grundwasserschutzes vorbildlich.
Die komplette Kältezentrale wird in modular erweiterbarer Containerbauweise errichtet. Auf eine feste Gebäudehülle lässt sich verzichten, da die Komponenten in den Container witterungsgeschützt sind.
„Als ein weiteres Highlight kommt eine multifunktionale Photovoltaikfassade als Hülle um das Containerensemble zum Einsatz. Sie vereint Stromerzeugung, Sicht- und Schlagregenschutz sowie Luftdurchlass in einem Bauteil“, erklärt Carsten Hindenburg von Hindenburg Consulting. Das Erzeugungsprofil von Photovoltaikanlagen passt sehr gut mit dem Lastprofil der Kältezentrale zusammen. Somit kann an der Kältezentrale Europaplatz die komplette Fassade und das komplette Dach mit PV-Modulen ausgestattet und der Solarstrom zu 100% vor Ort genutzt werden. Ferner ergibt sich dadurch eine moderne, einheitliche Optik des Bauwerks. Durch die leicht schräg gestellten PV-Module kann die Luft für die Rückkühler ohne zusätzliche Luftdurchlässe durch die Solarfassade angesaugt werden. Ein Rückkühler ist das Bauteil im Kälteprozess, welches die bei den Kunden abgeführte Wärme an die Umgebung abgibt. Es entspricht somit den Rohrschlangen auf der Rückseite von Haushaltskühlschränken. Die maximale Leistung der Photovoltaikanlage wird ca. 130 kW betragen. Pro Jahr wird mit einem Solarertrag von ca. 165 MWh gerechnet.
Um die schwankenden Kühlanforderungen auszugleichen und die Versorgungssicherheit der Kunden weiter erhöhen zu können, kommen ebenfalls modulare Eisspeicher mit insgesamt ca. 500 m³ zum Einsatz.
Durch die eingesetzten Hybridrückkühler erfolgt auch die Rückkühlung hocheffizient. Somit lässt sich im Modus „freie Kühlung“ bei niedrigen Außentemperaturen für die Kunden Kälteenergie ohne Betrieb der Kältemaschinen bereitstellen. „Durch ihre intelligente und effiziente Bauweise spart eine Kälteanlage wie die am Europaplatz gegenüber herkömmlichen Klimaanlagen Strom und damit CO₂ und Geld ein“, bilanziert Georg, Stier, Leiter Kälte- und Wärmelösungen der Stadtwerke Heidelberg Energie.
Weitere Anlage im Bau
Neben der Kältezentrale am Europaplatz wird aktuell im an die Bahnstadt angrenzenden Heidelberg Innovation Park (HIP) eine weitere große Kältezentrale mit insgesamt rund 12 MW Kälteleistung errichtet. Dort setzen die Stadtwerke Heidelberg auf klimaschonende Kälteerzeugung mit Kälte aus Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung und zwei großen unterirdischen Kältespeichern sowie eine gut 500 kW große Photovoltaikanlage. Die Anlage dort wird das neu erschlossene Gebiet großflächig mit Kälte versorgen.