Architekturwettbewerb der Muslimischen Akademie Heidelberg
Ergebnisse der ersten Wettbewerbsrunde stehen fest
In Heidelberg soll mit der Muslimischen Akademie ein bundesweit und international einzigartiges Bauwerk entstehen: eine politische Bildungseinrichtung und Ort der Demokratiebildung in muslimischer Trägerschaft, der alle Menschen zur Begegnung einlädt. Seit Mittwochabend, 19. Juli 2023, stehen die Ergebnisse der ersten Runde des Architekturwettbewerbs der Muslimischen Akademie Heidelberg fest. Die Akademie hatte den Wettbewerb im Dezember 2022 gemeinsam mit der Stadt Heidelberg und der Internationalen Bauausstellung (IBA) Heidelberg ausgelobt. Nun kürte eine interdisziplinär besetzte Jury unter Leitung der Architektin Professorin Barbara Holzer (Holzer Kobler Architekturen Zürich/Berlin/Köln/Nyon) die vier besten Arbeiten, die zur zweiten Phase des Wettbewerbs zugelassen werden.
Zur Teilnahme an dem Wettbewerb waren aus über 100 Bewerbungen 25 führende und international tätige Architekturbüros ausgewählt worden. Die Entwürfe können noch bis Freitag, 28. Juli 2023 täglich von 10.00 - 18.00 Uhr in einer Ausstellung im Dezernat 16 in Heidelberg besichtigt werden.
„Die Muslimische Akademie Heidelberg ist als Bildungseinrichtung nicht nur einzigartig für Heidelberg, sondern hat europaweit Modellcharakter. Dieses Pioniervorhaben unterstützen wir als Stadt daher von Beginn an. Ich freue mich sehr, dass wir nun aus einer Vielzahl von äußerst hochwertigen Wettbewerbsbeiträgen vier Arbeiten auswählen konnten, die ganz besondere Qualitäten aufweisen und aus denen sich eine hervorragende Architektur für die Muslimische Akademie in der Heidelberger Bahnstadt entwickeln lässt“, sagt Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck.
Aufgabenstellung für den Wettbewerb
Wie kann eine Architektursprache aussehen, die eine muslimische Identität in Deutschland repräsentiert ohne Stereotype zu reproduzieren? Wie kann die Verwurzelung der Akademie in Heidelberg über das Gebäude gezeigt werden? Wie kann die Architektur den Modellcharakter des Vorhabens ausdrücken? Und wie kann ein offener Ort für die Stadt geschaffen werden, der Möglichkeit für Reflektion und Diskurs bietet? Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt der Wettbewerbsauslobung – stets unter besonderer Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien und einer harmonischen Einbindung in den Stadtteil.
Die vier Preisträger:innen der ersten Wettbewerbsstufe
baumann dürr Architekten (Karlsruhe) mit BHM Planungsgesellschaft (Bruchsal) schlagen einen Holzbau vor, der sich dem Stadtraum über Loggien öffnet. Die Ergeschosszone besteht aus einem transparenten Glasband und öffnet das Gebäude zu allen Seiten. Die muslimische Identität wird in diesem Entwurf mit einer transparenten Fassadenstruktur aus Keramik sichtbar gemacht, die auf eine abstrakte Art und Weise Assoziationen mit islamischer Ornamentik weckt. Die Fassade schafft ein lebendiges Lichtspiel im Inneren des Gebäudes, das sich über den Tag verändert.
ACME (Berlin/ London) mit SPACEHUB Landschaftsarchitekten (London) sehen ein Gebäude mit Holztragwerk vor, das durch einen öffentlich zugänglichen Sockelbereich mit 3D-gedruckten Bögen die Verwurzelung der Muslimischen Akademie in Heidelberg zum Ausdruck bringen soll. Die Bögen und Gewölbe sollen mit Kunssteinaggregat aus Neckartäler Sandstein im 3D-Druckverfahren verkleidet werden, dessen roter Farbton das Heidelberger Stadtbild prägt. Die Fassade besteht in diesem Entwurf aus perforiertem Metall mit geometrisch konstruierten Mustern, das die feine Handwerklichkeit islamischer Architektur aufnimmt. Durch Dachgärten und Innenhöfe schafft ACME in diesem Entwurf Orte des Rückzugs und der Besinnung.
MGF Architekten (Stuttgart) mit Wiedmann + Schweizer Landschaftsarchitektur (Stuttgart) entwerfen die Muslimische Akademie Heidelberg aus Recyclingbeton und einer Fassade aus Recyclingziegeln. Das Muster der Backsteinfassade erinnert an Teppiche mit verwebten und gegliederten Flächen. Die Baukörperform ohne Auskragungen erleichtert die Realisierung als Passivhaus. Der begrünte und von einem Filtermauerwerk umschlossenen Dachgarten mit dem Wasserbecken und die Dachfläche dienen als Wasserspeicher des Niederschlagswassers.
Yonder Architektur und Design (Stuttgart) mit PEYKER Landschaftsarchitektur (Schönaich) schlagen für die Muslimische Akademie eine klimapositive, low-tech Holzkonstruktion mit einer auffällig gestalteten, „reliefartigen“ Fassade und üppigen Begrünung der Dach- und Terrassenflächen vor. Die collageartig zusammengefügten Fassadenelemente bestehen aus Photovoltaik-Modulen in unterschiedlichen Größen. Die Dachterrassen sind in diesem Entwurf als halböffentliche Freiräume vorgesehen, die zur Teilhabe am gemeinschaftlichen Leben einladen.
Für bemerkenswerte Teilleistungen wurden die Architekten AAg Loebner Schäfer Weber GmbH (Heidelberg) mit gdla Landschaftsarchitektur PartG mbH (Heidelberg) für den Realisierungsteil und freiraumplanerischen Ideenteil mit einer 1. Anerkennung bedacht. Die Architekten Jasarevic Architekten bda dwb (Mering) mit Nowak.müller Landschaftsarchitekten (München) und Murr Architekten PartG mbB (Dießen am Ammersee) mit L+P Landschaftsarchitekten GmbH (München) wurden als 2. Anerkennungen ausgewählt.
Finissage im Dezernat 16
Am Donnerstag, 27. Juli 2023, um 17 Uhr, findet die Finissage der Ausstellung statt. Jürgen Odszuck, Erster Bürgermeister der Stadt Heidelberg, kommt mit Architektin und Jurymitglied Dea Ecker und Yasemin Soylu, Geschäftsführerin der Muslimischen Akademie Heidelberg moderiert von Benedikt Widmaier ins Gespräch. Im Anschluss gibt es bei Getränken und Snacks die Möglichkeit, gemeinsam die Ausstellung anzusehen und zur Akademie in den Austausch zu gehen.
Wie geht es weiter?
Im Anschluss an die Ausstellung beginnt die zweite Wettbewerbsstufe, bei der aus den nun vorliegenden besten vier Architekturentwürfen am Freitag, 24. November 2023 der finale Preisträger gekürt werden soll. Neben einer Vertiefung der ersten Ideen soll es dann unter anderem auch darum gehen, ganz besonders Fragen der Nachhaltigkeit, der Einbindung in den Stadtteil und der inneren Raumaufteilung konkreter zu beantworten.